Argumentation – Teil 1: Wie ihr recherchiert

Hausarbeiten, Referate, Blogbeiträge oder andere – wissenschaftliche – Texte leben davon, dass sie interessant sind, die Leserin und den Leser informieren und sie oder ihn von der Richtigkeit ihrer Argumente zu überzeugen versuchen. Diese Fähigkeit zur Überzeugung verlangt aber nicht nur guten Argumenten, sondern auch als Basis nach korrekten Fakten. Deshalb müsst auch ihr euch informieren, bevor ihr andere informieren und überzeugen könnt. In der Rhetorik ist es ein ungefährer Richtwert, dass ihr das Fünf- bis Zehnfache von dem wissen solltet, was ihr vortragt oder schreibt, um auch auf Feedbacks und Rückfragen angemessen reagieren zu können.

Wenn ihr über ein Thema redet oder schreibt, ist es wesentlich wichtiger, dass ihr verstanden werdet, als dass ihr damit eure Fähigkeiten der Stilistik und der Verwendung von Metaphern und Fremdworten ausreizt. Ihr solltet euer Wissen so klar und verständlich wie möglich vermitteln und euch so kurz und einfach wie möglich halten. Ein Sachtext ist kein lyrischer Erguss, kein Heldenepos und kein Drama in drei Akten. Es ist Informations- und Überzeugungsarbeit, die ihr euch abverlangen solltet.

Jedes Thema, über das ihr schreibt oder redet, wird bestimmte Fachbegriffe beinhalten. Diese sind manchmal eindeutig, manchmal jedoch nicht. Gerade in wissenschaftlichen Texten werden Fachbegriffe oft sehr unterschiedlich interpretiert und wenn es dann noch zu Fachüberschneidungen kommt (ein Sprachwissenschaftler interpretiert einen technischen Begriff oder umgekehrt), so kann es recht schnell zu Unklarheiten kommen. Deshalb ist es sinnvoll, dass ihr schon zu Beginn abklärt, was wie verstanden werden kann und wie ihr es wollt, dass es von eurer Leserin/eurem Leser verstanden wird. Für wissenschaftliche Bereiche sind hier die entsprechenden Fachwörterbücher empfehlenswert, die ihr meist in Bibliotheken findet. Geht es nur um die Bedeutung eines Wortes und nicht all seine Interpretationsmöglichkeiten, so werdet ihr selbstverständlich auch auf Seiten wie dem Online-Duden oder in der Wikipedia fündig. Achtet aber gerade bei der Recherche auf privaten Seiten darauf, dass die Informationen seriös sind, sonst könnte es euch passieren, dass ihr Fehler übernehmt.

Neben der Begriffsrecherche ist es selbstverständlich notwendig, dass ihr euch informiert, welche Argumente bisher zu eurem Thema vorgebracht wurden und welche Gegenargumente es dazu gibt. Gerade zu Beginn einer Recherche passiert es oft, dass man nicht weiß, wo man anfangen soll. Hierfür und auch für Situationen, in denen man irgendwo argumentativ stecken bleibt, wurde bereits in der Antike die Topik entwickelt.

Die Topik

Die Topik kommt vom griechischen Wort τόπος (topos) was so viel heißt wie „Ort“. Es beschreibt die Orte, an denen ihr eure Argumente findet, wobei die heutige Aufzählungen der Topoi (Plural von Topos) eher ein Wegweiser sind, wo ihr die Argumente suchen müsst. So empfiehlt der römische Rhetoriklehrer Quintilian etwa, ihr könntet, wenn ihr über eine Person sprecht/schreibt, Argumente vorbringen zu ihre Herkunft (Familie), ihr Alter, ihre Erziehung, Bildung, Körperbeschaffenheit, ihrem Wesen, ihrer Neigung, ihrem Beruf, ihrer Vergangenheit (was sie bisher getan hat), aber auch zu ihrem Geschlecht. Beim Geschlecht ist allerdings darauf acht zu geben, dass sowohl Quintilian als auch lange davor Aristoteles den Begriff Geschlecht doppeldeutig verwenden: einmal meinen sie damit, was ich oben als Herkunft beschrieben habe und einmal das sexuelle Geschlecht i.S.v. Frau oder Mann (andere Differenzierungen waren damals nicht bekannt/gebräuchlich).

Auch, wenn ihr nach einer Sache fragt, hilft euch die Topik. So könnt ihr nach der Ursache fragen, dem Ort (an dem ein Ereignis stattgefunden hat), der Zeit, der Möglichkeit und – wie bereits oben erwähnt- der Definition (des Begriffs). Auch die Frage nach der Art wird geraten. Hier könnt ihr einerseits bei Vergangenem fragen, wie es geschah, aber ihr könnt auch bei Prozessen bzw. Vorgängen recherchieren, wie sie funktionieren.

Das sind einige Bereiche, über die ihr euch informieren könnt, aber selbstverständlich nicht alle.
Ihr werdet aber auch merken, dass ihr beim Recherchieren oft von einem Thema auf ein anderes stoßen werdet und je weiter ihr euch einlest, desto besser werden euch die Zusammenhänge zwischen Themen und Begriffen klar. Wenn wir uns in einer späteren Folge noch mit dem Aufbau und dem kritischen Hinterfragen von Argumenten beschäftigen, werdet ihr auch dafür Inhalte benötigen und auch die brauchen zuvor eine sorgfältig durchgeführte Recherche.

Ein wichtiger Tipp zum Schluss: Gewöhnt euch immer an, euch beim Recherchieren auch die Quelle zu notieren. Weiß man das nicht, so verbringt man im Nachhinein oft Stunden oder Tage – manchmal sogar Wochen – damit, die Stelle wieder zu finden, damit ihr sie richtig zitieren könnt. Wie genau ihr zitiert, das verrät euch eure/euer LehrerIn oder ProfessorIn. Die Zitierregeln sind nämlich von Schule/Uni zu Schule/Uni so verschieden, dass es keine einheitliche Methode gibt. Allen gemeinsam ist aber der Zweck, dass ihr bzw. eure Leserinnen und Leser die Textstelle nachschlagen und selbst lesen können sollen. Notiert euch stets den/die AutorIn, den Titel und bei längeren Texten die Seitennummer. Außerdem notiert euch bei Webseiten die Webadresse. Bei Büchern in Bibliotheken notiere ich mir meist zusätzlich die Systematik (Wo das Buch steht) und die Signatur (Buchnummer in der Bibliothek), da ich das Buch so schneller wieder finde, als würde ich es über den Verlag und den Ort suchen.

Im nächsten Beitrag, der diesmal schon in den nächsten paar Wochen kommen soll, aber auf jeden Fall vor Weihnachten, werde ich die Logik erklären und wie ihr sie zum Hinterfragen anderer und zum Aufbau eigener Argumente verwenden könnt.

Solltet ihr noch Fragen zur Recherche oder zur Topik haben, schreibt sie bitte gerne in die Kommentare! Ich werde sie so schnell wie möglich beantworten.

Beste Grüße, euer Martin.

Über Martin ALEX

Mein Name ist Martin Alex und ich bin der Verfasser dieses Blogs.
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